… oder wie ich von Lancôme und Co. zur veganen Naturkosmetik gekommen bin. Das war nämlich so: Als ich vor 2 Jahren meinen Kosmetik-Gebrauch überdachte, fasste ich den Entschluss, dass wenn ich was ändern würde, es radikal sein musste. Ich war bis dahin das Paradebeispiel für den totalen Kosmetik-Junkie. Lancôme, Chanel und Dior – alle führten ein stets nachgekauftes Leben in meinem Badezimmer. M.A.C und Co. – mein Schminktisch war prall gefüllt. Shampoos und Duschgels standen meistens von diversen Herstellern rum – so auch Kuren und Styling-Produkte, für jedes Bad-Hair-Problem eine Lösung. Irgendwie hab ich mir nie groß Gedanken drum gemacht, was ich mir da alles ins Gesicht schmiere beziehungsweise mit was ich es anmale oder was ich sonst so für die tägliche Reinigung verwende.
Wann kam der Punkt, der was änderte?
Eigentlich schon mit der Geburt meiner beiden Kinder. Ein bisschen. Denn für die Kinder gab’s selbstverständlich nur Naturkosmetik und Bio-Produkte. Ich selbst hab mir aber das Dior Serum und die fette Lancôme Nachtcreme draufgeklatscht und dann mein Kind gedrückt. Und da klickte es im Kopf ein erstes Mal. Während der letzten 8 Jahre probierte ich immer wieder mal Naturkosmetik-Produkte. Zum Beispiel Santaverde während der Stillzeit – eine echte Empfehlung für junge Mütter. Ich war damals extrem geruchsempfindlich und die Produkte gibt es alle in einer Version ohne Duftstoffe!
Vor 2 Jahren dann der Knackpunkt. Der mag für manche bescheuert klingen, aber genau so war’s: Eine Kollegin hat auf Facebook eine Peta-Kollage geteilt, die Logos von Firmen zeigte, die ihre Produkte an Tieren testen. BAM! Wenn man das mal so vor die Nase gehalten bekommt, schaltet sich doch das Hirn ein. Da waren diverse Marken aus meinem Regal drin…
Also fing ich an zu recherchieren und entschied für mich: Ich benutze das, was angebrochen ist, noch fertig, kaufe aber nichts mehr neues, was an Tieren getestet wird. Und da ich nicht gern halbe Sachen mache, entschied ich in dem Moment für mich: Ich möchte auch keine tierischen Inhaltsstoffe mehr in meinen Produkten haben. Vegan war das Stichwort. Und den ganzen anderen Mist, den man eigentlich nicht braucht (Parabene, Silikone, Mineralöl), wollte ich auch nicht mehr und versuchte auch diese zu meiden wo’s nur geht. Der Schritt im Kopf war getan, aber die Ausführung war verdammt schwer. Ich begann mich durch diverse Blogs zu googeln, Peta-Listen zu wälzen, Inhaltsbezeichnungen zu lernen und hilfreiche Apps runterzuladen. Aber die Mühe hat sich gelohnt und ich vermisse nicht eins der alten Produkte.
Das hier sind für mich die Hauptgründe für den Umstieg – den ich noch keinen Tag bereut habe!
1. Keine Tierversuche bei veganer Naturkosmetik
Erst mal ein bisschen was rechtliches: In der EU sind seit 2003 Tierversuche verboten. Außerdem gilt seit 2013 ein EU-weites Verbot für den Verkauf von an Tieren getesteten Kosmetika und für Kosmetika, deren Inhaltstoffe an Tieren getestet wurden. Dennoch gibt es Schlupflöcher, die das Testen bestimmter Inhaltsstoffe dann doch gestatten. Wusstet ihr, dass Kosmetik, die in auf dem chinesischen Markt vertrieben wird, an Tieren getestet werden muss?
Viele Hersteller wollen sich diesen großen Markt natürlich nicht entgehen lassen und pfeifen deshalb auf das Tierversuchsverbot. In den meisten Fällen sind das die großen Konzerne wie z.B. Procter & Gamble, die offen zu ihren Tierversuchen stehen. Oft weiß man aber gar nicht, welche Marken diesen Konzernen angehören. Estee Lauder z.B. zählt zu den Firmen, die auf dem chinesischen Markt zu finden sind und viele Marken ihr eigen nennt: Clinique. M.A.C, Origins um nur einige zu nennen. Komplette Listen (negativ wie postiv) findet ihr auf der „Beauty-without-bunnies“-Website von PETA USA. Immer misstrauisch sein und lieber 2x nachschauen. Nur weil „dieses Produkt wurde nicht an Tieren getestet“ draufsteht, heißt es noch lange nicht, dass diverse Inhaltsstoffe nicht an Tieren getestet wurden.
2. Keine tierischen Inhaltsstoffe
Es ist unfassbar, was da alles in die Kosmetik gepackt wird und mit welchen Begründungen. Nehmen wir mal einen roten Lippenstift. Bestes Beispiel, da er lange Zeit in einer veganen Version kaum zu finden war. Der rote Farbstoff nennt sich Karmin (Carmine, Cochinille, Cochineal) und wird durch Ausquetschen und Auskochen von Kochenilleläuse oder Nopal-Schildläusen gewonnen. Hmm… Lecker! Neben dem Karmin ist in einem solchen Lippenstift auch meistens noch Bienenwachs oder Lanolin (Wollwachs) enthalten. Oft hört man, dass vegane Lippenstifte nicht sehr haltbar sind, dass das Rot nicht richtig gut ist, sie nicht decken (…) Nein, es gibt mittlerweile wirklich viele gute rote vegane Lippenstifte auf dem Markt! Note to myself: Artikel über mein „rotes Lippenstift“-Sortiment schreiben!
Hyaluron in Cremes wurde früher aus Hahnenkämmen gewonnen. Auch keine schöne Vorstellung. Heute passiert das Gott sei dank meistens durch Fermentation pflanzlicher Stoffe – so werden auch gleich viele Allergene ausgemerzt. Glitter aus Fischschuppen, Glycerin aus Rindertalg, Keratin aus zermahlenen Hufen – die Liste ist leider unendlich lang und wenn man mal drüber nachdenkt auch nicht wirklich appetitlich. Wer sich dafür en Detail interessiert, wird auch bei Peta fündig!
3. Kein Microplastic
Eine ganz fiese Angelegenheit, von der man erst mal nichts merkt, weil man’s nicht sieht. Das Zeug ist halt einfach drin in vielen Kosmetikprodukten wie z.B. Peelings, Shampoos und anderen Reinigungsprodukten. Es handelt sich dabei um winzige Plastikkügelchen (Microbeads), die durch die Verwendung zuerst im Abwasser und dann in unseren Meeren landen. Fische und andere Meeresbewohner fressen diese winzigen Plastikteilchen und verenden teilweise elendig dran.
Microplastic wirkt auf Schadstoffe wie ein Magnet und wird so im Meer zu schwimmendem Gift. Einen ausführlichen Ratgeber zu dem Thema bietet der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland) an: Microplastic – Die unsichtbare Gefahr. Hier findet ihr auch eine Negativliste mit gängigen Produkten, die Microplastic enthalten.
Immer noch nicht überzeugt?
Silikone braucht kein Mensch in z.B. Haarprodukten und die werden trotzdem fleißig reingepackt. Sie versiegeln die Haaroberfläche und machen das Haar schön glatt. Beschweren es aber auch und lagern sich an – das Haar wird regelrecht ummantelt… einen pflegenden Wert haben Silikone nicht. Mineralöle werden in viele Kosmetika gepackt, weil sie billiger sind, als natürliche Öle. Mineralöle werden aus Erdöl hergestellt. Sie haben keinerlei Nährwert für die Haut und legen sich wie eine zweite Haut darüber. Parabene zum Konservieren von Kosmetika stehen im Verdacht, da sie dem weiblichen Hormon Östrogen sehr ähnlich sind, den Hormonhaushalt durcheinander zu bringen.
Ich bin die Letzte, die permanent mit erhobenem Zeigefinger rumläuft und Leute belehrt. Ich weiß selbst, dass eine Kosmetikumstellung schwer ist – da spielt ja auch Verträglichkeit eine Rolle, was mit zunehmendem Alter auch immer schwieriger wird. Aber es ist ein Versuch wert! Es gibt mittlerweile wirklich einen riesigen Markt an veganer Naturkosmetik. Auf unserem Blog stellen wir Euch ja auch immer wieder neue (tolle!!!) Produkte vor – probiert doch einfach davon mal was aus. Das tut keinem weh – am wenigsten Euch :-)
Auf TerraVeggia findet ihr außerdem Listen mit Herstellerinfos, die Euch beim Kauf weiterhelfen. Praktisch ist die App Codecheck, die mir am Anfang sehr geholfen hat – aber auch leider nicht immer ein Ergebnis ausspuckt.
Last but not Least
Alles in allem kann ich sagen, dass es – ja – mühsam war, alles umzustellen. Aber „alles“ ist ja gar nicht nötig. Stückchen für Stückchen kann man sich an das Thema heranarbeiten. Und mittlerweile wird es quasi von Tag zu Tag einfacher. Auf der letzten Vivaness war ein sehr starker Trend in Richtung vegane Naturkosmetik zu erkennen (hier unser Artikel dazu). Große Drogeriemärkte wie DM oder Müller haben ein stetig wachsendes Sortiment an veganer Naturkosmetik und die Online-Shops wie Ecco Verde oder Najoba mittlerweile eine super Suchfunktion. Es gibt also keine Ausreden mehr!